KR8 — bureau für Brand Identity, Strategie + Design

Obdach Wien — Rebranding

Aufgabe

2017 kam das staatliche Unternehmen "Wieder Wohnen" zu uns. "Wieder Wohnen" war die öffentliche Einrichtung zur Reintegration von obdach- und wohnungslosen Menschen. Die Kommunikationsleiterin sagte uns damals, dass sie schon bei einigen Agenturen Gespräche geführt hatte, alle aber nur eine werbebasierte Lösung vorschlugen. Die Hauptaufgabe stellte jedoch auch folgende Hürde: Die Satelliten der Organisation und deren Mitarbeiter*innen verloren die Identifikation mit der Dachmarke. Das geschah aufgrund von neuen Aufgabengebieten, induziert durch Flüchtlingswanderung und die wachsenden Immobilienpreisen. Es galt also eine neue Gesamtideologie aufzubauen und in ein Instrument zu verwandeln, mit dem die Mitarbeiter*innen der Organisation arbeiten konnten. Das folgende neue visuelle Branding sollte somit die logische Folge dieser erarbeiteten Strategie sein und gleichermaßen dual funktionieren: Als Employer-Branding und als Aussenauftritt.

Lösung

In einem zweitätigen Workshop versammelten wir alle Stakeholder der Marke: Das Führungsteam, die Pressestelle, Streetworker, Immobilienmakler*innen und Sozialarbeiter*innen. Ihnen allen stellten wir vorab getrennt voneinander die selben Fragen. Überraschend für alle war, dass sie das gleiche Ziel vor Augen hatten, es aber komplett anders beschrieben. Wir konkretisierten Vision, Kernwerte und Unternehmensbereiche in diesem Workshop. Dies mit stark soziologischer Ausrichtung, die sozialpolitische Themen und die eigentliche Arbeit klar strukturierten. Wichtig war, dass wir nicht nur ein leeres Leitkonzept machten, sondern die Marke emotional greifbar. Ausgangsbasis war die Arbeit mit Archetypen, die wir dann aber auf eigene Weise noch weiter konkretisierten.

Ergebnis

Das Ergebnis war eine Brandmap, die eine flexible Reflexion in allen Bereichen des neuen Unternehmens Zulies: Obdach Wien. Die Brandmap, sichtbar in allen Räumen der Einrichtungen, ist fortan täglicher Begleiter und Inspirationstool für Haltung und Lösung. Das Branding wurde sowohl einen neuen Dialog für Nutzer*innen der Marke, als auch für Bürger*innen der Stadt Wien. Statt einem normativen Logo schufen wir eine visuelle Klammer, die auf der Idee eines abstrahierten Grundrisses aufgebaut war. Dieser Grundriss verändert sich, je nach Medium und Gewichtung der Botschaft. Die Bildsprache behandelt Menschen respektvoll. Oftmals ist nicht ersichtlich, ob es sich bei den Menschen um Obdachlose oder Bürger*innen handelt. Dies verdeutlicht die Kernbotschaft: Wir sind alle eine Gesellschaft — Wir leben mit euch.

Bremer Immobilien — Rebranding

Aufgabe

Branding einer interdisziplinären Hausverwaltung. Menschenverbindend, rechts- und finanzwissend, spürbar unbürokratisch, lösungsorientiert. Die Herausforderung war, eine Identity zu schaffen, die einerseits das Team täglich dazu inspiriert die eingesessenen, bürokratischen Verhaltensmuster zu verlassen und im Service das umzusetzen, was die Hausverwaltung mit Ihrer Positionierung erreicht. Für diesen Zweck haben wir Arbeitsplatztools für die Mitarbeiter*innen geschaffen und innerhalb des Büros eine neue Kommunikationsstruktur initiiert. Gleichzeitig verlässt das visuelle Branding die Struktur eines normalen Corporate Designs, bricht die Regeln eines klassischen Logo CIs und wagt sich durch eine aussergewöhnliche Produktion an den Rand der gewohnten Milieu-Doxa. Seit Rebranding erlebt das Unternehmen einen internen Aufwind und kann nun kontrolliert mit einem zentral wirkenden internen/externen Kommunikationskonzept wachsen.

Craftwines — A Brand Identity

Aufgabe

Craftwines ist ein charmanter kleiner Laden in Wien 06. Von aussen eher unscheinbar, von innen klar und eindeutig. Geleitet wird das Geschäft von zwei Ladies, die ihren Kund*innen mit ihrem Wein Branding etwas ganz eindeutiges vermitteln möchten: Probier selber, was dir gefällt. Craftwines möchte Weinliebhabern eine neue Perspektive auf Wein ermöglichen, aber euch Neulingen die Berührungsangst mit dem oft aristokratisch geladenen Thema Wein nehmen. In diesem Sinne galt es dem Geschäft eine ganzheitliche Identität zu geben, die diesen Unternehmenswert im Geschäft und im Onlineshop spürbar macht — und auch in Design und Messaging vermittelt.

Lösung

Das Branding von Craftwines steht unter dem Stern "Neue Perspektive". So werden Kunden im Geschäft, wie in einer Galerie, durch die Weine geführt. Es wird ihnen die Geschichte des Weins und die Ambition des Winzers erklärt. Gleichzeitig können sie dann bei der Probe prüfen, ob sie diese Erzählung nachvollziehen können. Kund*innen von Craftwines kaufen nicht nur die Flasche Wein, sondern auch die Geschichte, die sie bei ihrem Dinner-Event oder beim Verschenken des Weins erzählen können. Die Damen von Craftwines möchten, dass Wein etwas Alltägliches wird. Für jeden. "Setz dich einfach mit deinen Turnschuhen zu uns ins Gras und probier den Wein. Dann erzählen wir dir die Geschichte dazu. Dabei ist uns wurscht, ob du diesen Rotwein leicht gekühlt zu Fisch trinkst. Deine Regeln machst du selber und du musst für dich selber probieren, was dir wie schmeckt." erzählt Sarah mit Begeisterung.

Ergebnis

Wir haben dies auf den Punkt gebracht. Der Claim lautet "Wine from a fresh Angle". Dieses Thema haben wir typografisch aufgearbeitet, mit kursiver Typografie, die die Richtung ändert und gegen den Wind steht. Dabei wirkt der Raster mit dem Typokonzept simpel und reduziert. Die Emotionalität wird durch die schnappschussartige Bildsprache eingefangen, die Bilder aus dem Alltag zeigt. Und ja. Der Alltag kann messy sein. Aber darin liegt auch der Charme. Das Konzept der Story zeigt sich nun ebenso auf der Website. Dort fanden wir Analogien für Weine. So lautet der Clue zum Welschriesling aus dem Burgenland: "Als ob du Mitternachts in einem grünen Bikini in den 30 Grad heißen Pool springst" — Wine from a fresh Angle.

Reeviz App — Brand Identity & UIUX

Aufgabe

Unser Prozess in der Gestaltung des Reeviz App Branding begann in einem gemeinsamen Workshop mit Gründer Sandro Stadelmann (Mister Immo GmbH) und seinem Team. Reeviz ist eine neue Plattform, die Immobilienerstbesichtigungen als Microjobs an vertrauensvolle Partner*innen weitervermittelt. Es wurde entschieden, die beiden Experiences für Partner*innen und Makler*innen in zwei unterschiedlichen Strängen des Reeviz GUI-Designs laufen zu lassen.

Lösung

Das visuelle Branding musste im internationalen Wandel des digitalen Marktes wettbewerbsfähig zu sein, um in der Qualität des Designs eine nachhaltige Eminenz zu erzeugen. Die Wortmarke Reeviz ist eine fixe Instanz und spiegelt die Bereiche "Partner und Makler" wider. Das Symbol besteht aus zwei freien Elementen, die – je nach Bedarf – in ein gegenseitiges Spiel verwickelt werden können. Beide Elemente können in Kombination oder getrennt voneinander auftreten. Das App Design von Reeviz ist pur und funktional. Im Screendesign schufen wir eine ungewöhnliche, visuelle Innovation in dem wir mit Weiß auf Weiß und starken Schlagschatten arbeiteten. So empfanden die Developer anfangs die Schatten im Interface trotz Flat Design als No-Go. Letztendlich konnten wir sie jedoch überzeugen diesen ungewohnten Design-Ansatz mit uns zu verfolgen.

Ergebnis

Die App muss, ähnlich wie Uber, einen komplexen Vorgang zwischen unterschiedlichen Instanzen synchronisieren. Dabei ist Orientierung, Hierarchie und Übersicht wichtig. Mit unseren ikonischen Dashboards und Icons, die klaren Status vermitteln, haben wir ein attraktives Instrument und einen neuen Jobmarkt für die Mister Immo GmbH geschaffen.

Self Embodiment — Brand Identity für einen Personal Coach

Aufgabe

Manchmal verläuft man sich im eigenen Walde. Wenn einem selber so klar ist, was man repräsentiert findet man manchmal unglaublich komplexe Analogien, um seine Geschichte zu erzählen. So wie Gabriele M. Hochwarter. Sie ist die Expertin, wenn es um Self Embodiment geht. Als klinische Immunologien und Coach betrachtet Sie Körper und Mindset als Wage. Stress und Hürden, die uns eigentlich im Alltag Energie rauben, kann sie mit dem richtigen Twist zu Rückenwind verwandeln, der uns unseren Zielen näher bringt. Sie beschrieb diese Geschichte immer so: "Wenn der Säbelzahntiger hinter dir her ist, dann ist der Körper im Überlebensmodus. Aber der Säbelzahntiger lässt dich auch schneller rennen, allerdings ist der Körper dann im Überlebensmodus und nicht im Lebensmodus. Lerne deine Säbelzahntiger zu bändigen!" ... So weit, um zu erklären, dass dieser Tiger nur symbolisch gemeint war, kam sie gar nicht. Fazit: Für die meisten Leute klang das alles ganz schön abgedreht.

Lösung

Letztendlich ist die Geschichte nicht viel anders als das halbvolle – und das halbleere Glas Wasser. "Wenn ein Mensch sein volles Potential verkörpern möchte", so Hochwarter, "muss er zuerst am Mindset arbeiten. Der Körper stellt dann die passenden Ressourcen zur Verfügung. Wenn wir uns im Kopf selber blockieren, dann stoppt auch der Körper irgendwann." Unsere Lösung war in visuelles Branding, das – auch hier nicht – mit einem Logo arbeitet, sondern mit der Analogie der persönlichen Perspektive: Ein Auge und fünf Linsen, durch die es blickt. Absichtlich mutet dieses Branding leicht sakral und mystisch an. Denn Gabriele M. Hochwarter sieht sich selber auch als latente Spiritualistin, die feinstoffliche Wahrnehmung mit einem wissenschaftlichen Background ergänzt. Besser als jeder Säbelzahntiger, erzählen diese Perspektiven die Geschichte von Potential und Wahrnehmung.

Ergebnis

Typografie, Farben und Keyvisuals ergänzen einander und schaffen ein küstlerisches Zusammenspiel. Menschen kommen aktiv auf Sie zu und fragen, was die Augen mit den Mustern bedeuten. Dies ist der Start für den Dialog, indem sie erklärt, was ihre Arbeit auslöst und bewirkt. Damit haben wir etwas Wichtiges erreicht: Nicht sie muss den Dialog initiieren, sondern Menschen, die mit Neugier auf das Thema stoßen und eine Konversation beginnen.

Netzzeit — Rebranding einer Wiener Kulturinstitution

Aufgabe

Netzzeit ist ein in Wien sitzender unabhängiger Verein für "Theater mit und oder ohne Musik". Geführt von Nora – und Michael Scheidl seit den 90er Jahren war Netzzeit jeher ein Knotenpunkt für interdisziplinäre Schauspielprojekte. Netzzeit vereint hierbei namenhafte Künstler*innen, jedoch auch Newcomer, in preisgekrönten, kontemporären Spektakeln. Die Schauspiele reichen hierbei von klassischen Bühnenaufführungen bis zum interaktiv politischen Musiktheater. Seit den 90er Jahren wurde die Identität von Netzzeit nicht mehr gepflegt. Wir wurden von den Leiter*innen beauftragt mit der Kampagne für das Stück "RE:PLAY" einen Gesamt-Relaunch der Identity zu gestalten, der im kontemporären, künstlerischen Umfeld wettbewerbsfähig ist.

Lösung

Teile der Aufgabe haben wir sehr wörtlich genommen und uns tatsächlich als Keyvisual ein Netz (Raster) überlegt. Dieses tritt in einen sehr freien Dialog mit einer Artisantypo aus dem Hause Grotesk Milieu. Das Netz ist sinnbildlich die Bühne für allerlei "Schabernack". So entschlossen wir uns für die Kampagne "RE:PLAY" eine freie Illustration zu wählen, die auf unterschwellige Weise die fragwürdigen Motive der Darsteller*innen und Besucher*innen repräsentiert. Dieses Kernmotiv kann im künftigen Branding in jeder Form daherkommen. Je weniger es zum Rest des Design passts, desto aufregender: Renderings, Collagen, Bilderschnippsel. Somit ist die Produktion jedesmal aufgefordert ihre Identität aktiv zu bespielen – genau wie die Bühne. Das Logo ist ein Stempel, der sehr frei innerhalb der Identität Verwendung findet. Als kreisförmige Vignette findet sich der Name der Vereins in einer unendlichen Gleichung und umfasst die Bildmarke, die je nach Gusto und Grad der Absurdität frei gestaltet werden kann.

Ergebnis

Mit diesem systematischen Ansatz liefern wir Netzzeit ein "Kleid", das sich ihren Bedürfnissen anpasst. Absichtlich gibt es kein zu starres Raster, das uns neue Flexibilität verbietet. Wir möchten, dass das Design mit den Ansprüchen der künstlerischen Projekte wächst und seine Form auf überraschende Art und Weise ändert, um auch Zuschauer*innen jedesmal auf's neue zu überraschen.

Jus(t) — Es ist ein Verjus—Sprizz

Aufgabe

Der Geschäftsführer des Weingut Hauser kam Ende 2017 in unsere Agentur. Sein Wunsch war ein Logo für ein neues Getränk. Nachdem wir gemeinsam beschlossen, dass das reizvolle Getränkekonzept ein ganzheitliches Branding verdient, starteten wir 2018 mit der Arbeit. Es galt einen Verjus—Sprizz zu positionieren und zu vermarkten. Erster Stop: Marktrecherche und Analyse.

Lösung

Verjus ist der Saft der unreifen Traube. Bereits in der Antike galt er in vielen Kulturen als mystisches Heilmittel. Als die Zitrusfrucht nach Europa kam verschwand er plötzlich auf mysteriöse Weise. Nun taucht er in der Kulinarik vieler Kulturen wieder auf. Wie Ebbe und Flut und andere kosmische Gesetze, haben wir ein Konzept auf Basis von Alchemie und Metaphysik erarbeitet, das den Verjus—Sprizz zu Jus(t) macht. Jus(t) ist ein Zaubertrank der Moderne, ein köstliches Enzym der Neuzeit, der in zwei erfrischenden Sorten verfügbar ist. Während des Branding-Prozesses arbeiteten wir aktiv an der Rezeptur des Getränkes mit. Durch unsere Hilfe machten wir aus dem teils chemischen Produkt ein 100% Naturprodukt, das abschließend mit botanischen Essenzen abgerundet wurde. Um die Rezeptur zu perfektionieren gingen wir mit dem finalen Ergebnis in eine kleine Marktforschung. Unser Designystem, und das damit einhergehende Vertriebskonzept, kommen aus einem Guss. Mit unserer Ausführung challengen wir das limbische System der Konsumenten und bringen etwas ganz Neues in Ihren Alltag.

Ergebnis

Das Branding von Jus(t) bestätigt keine Erwartungen. Absichtlich machen wir nicht ganz klar, um was für ein Getränk es sich handelt. Das komplexe Design der Flasche lässt Leute erstmals stutzen. Sie nehmen die Flasche in die Hand und drehen sie vorsichtig, um herauszufinden, was sich darin befindet. Dabei erfahren sie von der Geschichte des wiederkehrenden Zyklus — einer Storyline, die sich auf der Flasche abspielt und erklärt, was ein Verjus–Sprizz ist. Gleichzeitig verzaubert die farbige Illusion im inneren der Flasche. Hier ist nämlich nicht das Getränk gefärbt, sondern das Licht, dass sich durch das bedruckte Label in der Flüssigkeit spiegelt. Dieses Spiel verzaubert Menschen meist so sehr, dass sie das Getränk dann gerne probieren wollen. Auch heute noch lieben wir es, die sich erhellenden Gesichter derer zu beobachten, die Jus(t) zum ersten mal kosten.