Hört auf über Apps zu reden und streitet euch über euer Business
Kurzzusammenfassung:
- Warum ist Technik in den frühen Phasen der Digitalisierung nicht so wichtig?
- Warum sollte ich aktiv nach Möglichkeiten für neues Geschäft suchen?
- Warum sollte ich meine Komfortzone verlassen?
- Warum sollte ich trotzdem keine Angst vor einer App haben?
Automobilbauer, Politiker oder Deutsche Mittelständler – alle scheinen von der Trendwende durch die Digitalisierung zu reden. Sind Digitalisierung, respektive Apps ein neuer Wachstumsmotor oder treibt uns die Angst, mithalten zu müssen vor sich her? Dinge, die wir nicht verstehen, bringen die Gefahr uns unter Druck zu setzen. Aktivitäten von Wettbewerbern können uns in Zugzwang bringen. Schnell wird man vom Jäger zum Gejagten und tut Dinge, die man nicht versteht und die man eigentlich gar nicht tun will.
Unüberlegter Aktionismus kann leider schnell nach hinten los gehen. Es ist leichter gesagt als getan, aber es ist wichtig genau zu überlegen, welche Ziele man sich setzt, was man machen will und wo sich möglicherweise neue Chancen ergeben. Wo können wir z.B. mit einer App einen Quick Win landen und wo besteht die Chance sein Leistungs- und Service Portfolio substanziell zu erweitern?
Am Anfang geht es überhaupt nicht um Technik.
Zumindest am Anfang reden wir bei Fragen rund um die Digitalisierung schnell von Apps und Technologien, die wir einsetzten können sollen oder müssen. Schnell fallen Wörter, wie iOS, Android, hybrid Apps, React, nativ, Cordova, Angular, Web App, Ionic, AR, VR, Alexa Skill und so fort. Wenn man es nicht besser wüßte, könnte man glauben, man befände sich im Song „MfG“ von den Fantastischen 4.
Für die meisten Menschen sind diese ganzen Kürzel und Begriffe eher verwirrend, weil es zu viele Technologien und Terminologien gibt, die teilweise uneinheitlich oder sogar widersprüchlich verwendet werden. Und ganz ehrlich: Am Anfang eines Digitalisierungsvorhabens geht es erst mal gar nicht um Technologie oder Apps.
Es geht um die nachhaltige Gestaltung von Kunden- oder Serviceprozessen, die Kunden in den Mittelpunkt stellen und zufrieden machen. Da steckt ohne Zweifel viel Potenzial für neues Geschäft drin. Wer kreativ ist, kann sich hier optimistische Ziele stecken. Technik ist das Vehikel um unsere Ziele zu erreichen. Aber Technik sollte niemals Selbstzweck sein.
Wer hoch hinaus will, muss sich anstrengen.
Fragen sie mal einen Marathonläufer bei km 25, ob er Spaß hat. Wahrscheinlich ist das nicht der richtige Begriff dafür, was einen Langstreckenläufer antreibt. Glück beschreibt es voraussichtlich eher. Das Gefühl etwas zu schaffen, was weder einfach noch selbstverständlich ist, rechtfertigt offenbar gewisse Entbehrungen.
Genau so ist es mit der Digitalisierung. Und wer es richtig macht, der wird sehen, dass es nicht nur darum geht etwas zu schaffen, sondern vielmehr etwas zu erschaffen. Aber dieses großartige Gefühl vom Zieleinlauf kommt nicht mit der Post. Es taucht nur auf, wenn man es sich nimmt. Es gibt Lösungen oder Apps, die springen einen an, so offensichtlich und einfach sind sie.
Wirklich? Bei genauerem Hinschauen wird man feststellen, dass die meisten offensichtlichen Ideen eine Vorgeschichte haben. Häufig haben sich die Macher dieser genial einfachen Idee die Köpfe heiß diskutiert, bis die Idee so einfach und offensichtlich war, wie wir sie wahrnehmen.
Warum Streitkultur wichtig ist.
Und wenn man ganz genau hin schaut, wird man feststellen, dass hier in der Regel Menschen diskutieren, die sich gut kennen, die sich vertrauen und die sich auch mal etwas an den Kopf werfen, was Fremde so wahrscheinlich nie tun würden.
Diese Form der Diskussion – nennen wir sie Streitkultur – beinhaltet etwas sehr mächtiges: Hier steckt das Potenzial sich selbst zu reflektieren, neue Optionen zu erörtern, neuartige Ideen auf den Tisch zu werfen, zu falsifizieren, zu bewerten, weiterzuentwickeln.
Und irgendwann kommt der Zieleinlauf und es stellt sich das Glücksgefühl ein, dass man sieht, wo man eigentlich hin will. Und wenn man erst mal weiß, wo man hin will und ein klares Ziel vor Augen hat, ist die technische Realisierung übrigens häufig plötzlich vergleichsweise einfach.
Über den Autor:
Jens Wehrmann ist Gründer und CEO der Mobile Software AG, die seit 2010 viele bekannte
Kunden bei der Mobilen Strategie begleitet und sich auch um die spätere technische Umsetzung
kümmert. Lange bevor Apple das iPhone erfand, leitete der promovierte Wirtschafts-informatiker schon große Mobile Software Projekte. Neben seiner Vorstandstätigkeit engagiert sich der 3-fache Familienvater und Unternehmer als Redner, Jurymitglied oder Beirat.